Timmendorfer Strand - Insbesondere durch „Notizen aus der Provinz“ und „Scheibenwischer“ wurde der 1927 in Niederschlesien geborene Dieter Hildebrandt einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Schon seit Wochen kursieren im Ostseebad Timmendorfer Strand Gerüchte, dass offenbar die in Timmendorf zur Gemeinderatswahl antretenden Parteien und auch die Wählergemeinschaft WUB,

Dieter Hildebrandt mit der Textgestaltung ihrer Wahlplakate beauftragt haben. Nur nicht die SPD. Bei den Sozialdemokraten scheint sich der Kabarettist Hildebrandt geweigert zu haben, ihren auf Ausgrenzung abzielenden Wahlkampf textlich zu gestalten. Den Part hat offensichtlich Fettnäpfchen-Treter Peer Steinbrück übernommen.
Die unterhaltsamen Wahlplakate im Einzelnen:


CDU
Vertrauen, Vernunft, Verantwortung – mit diesen Worten werben die Christdemokraten auf ihren Plakaten für sich. Und die CDU ist felsenfest davon überzeugt, dass unser Ort „Meer kann“! Was für ein tolles Wortspiel! Wahnsinn! „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, heißt es. Und so verhält es sich auch bei der Kommunalpolitik der CDU. Viele Bürgerinnen und Bürger haben auf die Vernunft der Mitglieder der CDU-Gemeinderatsfraktion vertraut, als ihnen vollmundig der Bau eines Leuchtturmprojekts in Form eines Asiatischen Teehauses versprochen wurde. Von einem „Geschenk eines Mäzens“ war stets die Rede. Anfangs, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Dieter Boeden, lag es an einer Tanzgruppe aus Asien, dass sich die Eröffnungsfeier des „Leuchtturmprojekts“ asiatische Teehausbrücke verzögerte. Ob Herr Boeden zur Zeit seiner entsprechenden Aussage mit einer nordkoreanischen Tanzgruppe in Verhandlung stand ist unbekannt. Dies könnte aber erklären, weshalb sich die „Eröffnung“ des „Leuchtturmprojekts“ ohne dass das eigentliche Bauwerk, nämlich das Teehaus selbst, überhaupt errichtet ist, seit Monaten hinzieht. Aber, wir haben ja Zeit! Gut Ding will Weile haben – und manche Dinge muss man ganz einfach aussitzen. Das wusste ja schon der langjährige Ex-Ehrenvorsitzende der CDU, der Herr der Ehrenworte und Kanzler a.D. der Einheit, Dr. Helmut Kohl.
Und selbstredend ist die CDU bereit Verantwortung zu übernehmen – nur leider dann nicht, wenn man selbst etwas verbockt hat. Es wäre ein Zeichen von Charakterstärke, wenn sich die bisher zahlenmäßig größte Fraktion im Gemeinderat von Timmendorfer Strand dazu bekennen würde, dass sie sich mit dem „Leuchtturmprojekt“ der asiatischen Teehausbrücke vollkommen vergaloppiert hat.
Denn eins muss man anerkennen: Die CDU stellt sich im Wahlkampf nicht hin und tut so, als hätte sie mit dem grandios gescheiterten Projekt nichts zu tun!

Grüne
Die Partei „Die Grünen“ sind da schon von einem ganz anderen Schlag! Mit noch viel originelleren Wortspielen als die CDU („Viel Harmonie“, „Grün ... und gut!“) scheinen die ewigen Weltenretter allen Ernstes darauf zu setzen, dass die Bürgerinnen und Bürger an kollektivem Gedächtnisverlust leiden bzw. dass wir Wähler uns offenbar auch gerne mal bis zur Besinnungslosigkeit an holländischen Meistern berauschen. Die Grünen versuchen uns vorzugaukeln , als seien es alleine WUB und CDU gewesen, denen wir das zuvor beschriebene „Leuchtturmprojekt“ und Millionengrab „Asiatische Teehausbrücke“ zu verdanken haben. Doch dabei waren es doch auch die Gemeinderatsmitglieder der Fraktion „Die Grünen“, die anlässlich des Bürgerentscheids zu der Frage, ob die Teehausbrücke errichtet werden soll oder nicht, die Bürgerinnen und Bürger darum anbettelten, ihre kluge Entscheidung im Gemeinderat, nämlich dem Bau des „Leuchtturmprojekts zuzustimmen, zu bestätigen! Da hilft es auch nicht, wenn sich die Grünen nun wie ein Aal versuchen zu wenden, indem sie behaupten, sie seien ja NIE für den Bau einer Teehausbrücke gewesen, sondern sie seien nur stets dagegen gewesen, dass man gegen einen asiatischen Baustil stimmen würde. Das ist grüne Sprach- und Denklogik! Großartig!
Aber hierbei wollen es die Grünen nicht bewenden lassen, denn sie sind einfach besser, aufrichtiger und anständiger als alle anderen! Sie sind so unglaublich nah am Menschen! Auf einem anderen Plakat zeigt die Partei eine Seevilla, die mit einem roten Kreuz versehen ist, auf dem die Worte zu lesen sind „So nicht!“ und daneben befindet sich ein roter Kreis mit der Aufschrift „Hier baut Dagobert & Partner 475 Eigentumswohnungen“. Die Grünen wollen mit diesem Plakat auf ein Problem aufmerksam machen, das mittlerweile zahlreiche Menschen in Timmendorfer Strand sehen: Es werden zu viele Zweitwohnungen gebaut!
Allerdings ist es schon erstaunlich, dass die Grünen-Fraktion ab und zu dann doch wieder Bebauungsplanänderungen zustimmt, um auf ganz bestimmten Grundstücken eine alte (See)villa verschwinden lassen zu können, die dann durch ein schickes Mehrfamilienhaus mit Zweitwohnungen ersetzt wird. Praktisch daran ist, dass in solchen seltenen Ausnahmefällen auch mal über Nacht alter Baumbestand gerodet wird, obwohl sich die Grünen sonst sehr gerne an einen Baum ketten, damit er nicht gefällt wird. Wie so oft im Leben kommt es stets auf den Einzelfall an! Liebe Grüne, das verstehen wir!

WUB
Nach eigenem Bekunden der Wählergemeinschaft soll „WUB“ für „Wegweisend, Unabhängig, Bürgernah“ stehen – insofern kann das Gerücht nicht stimmen, dass „WUB“ die Abkürzung für „Wählergemeinschaft Unionsmüder Bürger“ sein soll. Nun gut, jedenfalls wirbt die CDU, ähm, Entschuldigung, die WUB, mit den Worten „Kompetent, Glaubwürdig, Tatkräftig“ um die Gunst des Wählers am kommenden Sonntag. Angesichts des Desasters „Asiatische Teehausbrücke“, das auch vehement von der WUB gefordert wurde, da Timmendorfer Strand andernfalls „den Anschluss“ verlöre, kommen zumindest mir erhebliche Zweifel an der Kompetenz und Tatkräftigkeit der Wählergemeinschaft. Aber, unterhaltsam ist der Werbeslogang der WUB mit Blick auf die mit einem Bauzaun geschmückte Teehausbrücke!
Was viele von uns noch gar nicht wussten, die WUB sitzt mit Fraktionsstärke im Kieler Landtag sowie im Bundestag, denn immerhin verspricht sie auf einem ihrer Wahlplakten, dass sie sich für eine ortsverträgliche Hinterlandanbindung bzgl. der Festen Fehmarnbeltquerung einsetzt! Danke, WUB!

FDP
Die Wahlplakate der FDP kann man nur loben, denn es sind die Einzigen im gesamten Timmendorfer Wahlkampf, die im Hinblick auf das Impressum den gesetzlichen Vorschriften entsprechen! Da merkt man sofort, dass in der FDP-Wahlkampfzentrale Experten am Werk sind! Das erfreut das Auge und man sieht dann auch gerne mal darüber hinweg, dass die Wahlplakate der Liberalen so beliebig sind, dass sie nicht einmal mehr ansatzweise eine Identifikation mit unserem Ort erkennen lassen. Muss aber auch nicht, denn es wird ja sowieso von vielen gemeinerweise behauptet, die FDP stünde für Beliebigkeit! Das stimmt aber gar nicht, denn die FDP steht für Nichts! Man mag sich dann gar nicht ausmalen, wie ortsbezogen und bürgernah die Kommunalpolitik der FDP werden könnte, falls sie den Einzug in die Gemeindevertretung schaffen sollte. Schauen wir mal! In England kann man übrigens entsprechende Wetten abgeben und, je nach eigenem Geschick, Geld damit gewinnen.

SPD
Da staunt selbst die 150 Jahre alte Tante SPD, dass ihre Genossen es an der Ostsee ganz offenbar nötig haben, einen auf Ausgrenzung und billige Effekthascherei setzenden Wahlkampf zu veranstalten. Der Slogan „Die Seeschlösschenbrücke gehört uns allen!“ ist noch sehr SPD-typisch und lässt erkennen, wie weit nach links es bei den Sozis gehen könnte. Keine Sorge, bei der Bundestagswahl wird das nicht von Bedeutung sein, denn zum einen wird Herr Steinbrück gegen Frau Merkel nicht gewinnen. Zum anderen hat Herr Steinbrück seinen Genossen Beinfreiheit abverlangt! Aber warum nur fährt der alte Fettnäpfchen-Treter Peer Steinbrück einen ganz klaren Ausgrenzungskurs gegen eine Person, in dem es auf einem Plakat heißt „Hunke von der Brücke!“? Hat die SPD das wirklich nötig? Scheinbar schon! Hat denn niemand dem Plakat-Designer Peer, man duzt sich ja bei den Genossen, gesagt, dass seine Orts-SPD zwar gegen den Haushalt der Gemeinde gestimmt hat, der die Kosten für die Teehausbrücke enthielt, aber keiner der Genossen in der Gemeindevertretung auch nur ein viertel Fingerchen gegen dieses Projekt des Größenwahns erhoben hat?
Dass die Orts-SPD ganz viele Neue in ihren Reihen haben muss, bemerkt sehr schnell, wenn man sich ihr Werbeplakat mit dem Wahlspruch „Jung, dynamisch, wohnungslos Wir schaffen bezahlbaren Wohnraum“ anguckt. Moment, die Timmendorfer SPD hat neue aktive Jungmitglieder?
Ja, muss sie, denn nur wenn man noch ganz neu in Timmendorf ist, kommt auf die Idee den Wählerinnen und Wählern den Floh in den Pelz zu setzen, man schaffe im Gemeindegebiet bezahlbaren Wohnraum. Wie will die SPD das denn machen? Wo soll das Bauland dafür herkommen? Klar, man könnte die Küstenlinie aufspülen – in Dubai hat man das kürzlich auch versucht. Dort haben niederländische Experten Sandaufspülungen in Form einer Palme vorgenommen. Vielleicht könnten wir das in Timmendorf in Strandhaferform machen. Sieht bestimmt hübsch aus! Glück auf!

Zum Schluss eine persönliche Bitte: Gehen Sie am Sonntag zur Wahl. Und trauen Sie sich ruhig mal was Ungewöhnliches zu machen: Kreuzen Sie doch mal alle Parteien an – Sie werden sehen, dass es gar keinen Unterschied macht! Wetten wir?!

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